A promotional poster for the Ukrainian Film Festival in Berlin, scheduled for October 22-26, 2025. The poster features a stylized black and pink illustration of a bird in flight on a bright yellow background. Pink text at the top and bottom of the poster displays the phrase 'The time we have left' in English, Ukrainian, Ukrainian, German, and German.
Event poster for the Ukrainian Film Festival Berlin, October 22-26, 2025, featuring black and pink stylized flying animals on a yellow background.

Preis des UFFB-Kurzfilmwettbewerbs 2025

Statement der internationalen Jury des Ukrainian Film Festival Berlin, 26.10.2025

:: Gewinnerfilm ::

Eine junge Frau, die im Ausland lebt, versucht ihrer Mutter, die in der Ukraine zu Hause lebt, beizubringen, wie man Zoom benutzt und ein E-Mail-Konto erstellt. Was als einfache Anleitung in Sachen Technik beginnt, entfaltet sich nach und nach zu einem zarten, witzigen und tief vielschichtigen Porträt von Kommunikation und ihren Unzulänglichkeiten, von dem, was ausgesprochen wird, und dem, was unausgesprochen bleibt, von Familiencodes, die über Stille, Abwesenheit und Zeit hinweg Bestand haben.

Dieser animierte Dokumentarfilm spielt brillant mit der Form und findet in jedem Bild Witz und Wärme. Seine Animation ist schlicht, aber nie simplizistisch, und seine lebendigen Farben verleihen einer Geschichte emotionale Textur, die sich zugleich intim und universell anfühlt. Durch Anmeldungen, Fenster und digitale Unterbrechungen offenbart der Film etwas weitaus Tieferes über Fürsorge, Verständnis und Sehnsucht.

Wir, die Jurymitglieder, waren berührt von einem Film, der das Zusammentreffen von Kommunikationsschwierigkeiten mit der Generationenkluft einfängt, technologische Pannen in emotionale Einsichten verwandelt und Distanz in Wiederverbindung. Es ist ein Film, zugleich verspielt und tiefgründig, drahtlos in der Zuneigung, die er an sein Publikum überträgt.

Der Gewinner des Kurzfilmwettbewerbs der diesjährigen Ausgabe des Ukrainian Film Festival Berlin ist …

“Can You Hear Me?“ von Anastazja Naumenko

:: Lobende Erwähnung ::

Für den Film, der aufdeckt, wie Echos der Vergangenheit unsere gegenwärtige Realität geprägt haben, und unsere Erinnerung wiederherstellt, sodass wir, anstatt einfach nur „nie wieder“ zu sagen, in einen neuen Zyklus eintreten können – mit einem tieferen Verständnis dessen, wer wir sind.

Der Film vollbringt diesen politischen Akt durch poetische und sinnliche Bildgestaltung, spielt mutig mit Zeitebenen und zeigt die kühne Vision eines vielversprechenden jungen Filmteams.

Eine Lobende Erwähnung geht an …

“Critical Condition von Mila Zhluktenko

Statement zur Sprache des Gewinnerfilms im Kurzfilmwettbewerb der UFFB 2025
“Can You Hear Me?” by Anastazja Naumenko

Der diesjährige Gewinner des Kurzfilmwettbewerbs des Ukrainian Film Festival Berlin ist “Can You Hear Me?” von Anastazja Naumenko, ausgewählt von einer internationalen Jury. Kurz nach der Bekanntgabe erhielt das Festival eine Welle von Kritik, weil die Dialoge im Film auf Russisch sind. Auf diese Situation möchten wir im Folgenden eingehen.

Die Aufführung eines Films auf Russisch beim Festival bedeutet nicht, der Sprache des Aggressors eine Plattform zu bieten oder sie zu unterstützen. Der Film ist ein animierter Dokumentarfilm, und seine Tonaufnahmen – private Gespräche zwischen einer Mutter und ihrer Tochter – wurden vor 2022 gemacht. In diesem konkreten Fall war die Verwendung des Russischen keine bewusste Entscheidung, die russische Sprache zu befürworten, obwohl Ukrainisch eine gleichwertige Alternative gewesen wäre. Sie zeigt als Dokumentarfilm die komplexe sprachliche Situation in der Ukraine, insbesondere so, wie sie vor 2022 bestand.

Die russische Sprache erscheint in vielen zeitgenössischen ukrainischen Dokumentarfilmen. Solche Werke vollständig auszuschließen, hieße, einen wesentlichen Teil der ukrainischen Realität zu verfälschen und damit mehrere Filme aus dem diesjährigen Festivalprogramm zu schmälern.

Die Sprechenden in diesen Filmen sind überwiegend Ukrainerinnen und Ukrainer, die infolge jahrhundertelanger Kolonialpolitik und systematischer Russifizierung Russisch als Erst- oder Umgangssprache verwenden. Diese historische Realität kann nicht ignoriert werden, und es ist unsere gemeinsame Verantwortung, ihr mit Bedacht zu begegnen und sie zu reflektieren.

Als Festival haben wir den Film aufgrund seiner beeindruckenden Animation und seiner sensiblen Erkundung der oft komplexen Kommunikation zwischen den Generationen ins Programm aufgenommen. Ein Film wird Teil des Programms des Ukrainian Film Festival nicht nur, weil er spezifisch ukrainische Themen anspricht, sondern auch, weil er universelle menschliche Fragen berührt, die bei einem internationalen Publikum Resonanz finden. In diesem Fall ist die verwendete Sprache ein wahrheitsgetreues Abbild der sprachlichen Realität der Ukraine vor 2022. Darüber hinaus unterstreicht in diesem Film die Verwendung des Russischen in der Kommunikation mit der älteren Generation – unseren Eltern – häufig in privaten Kontexten erneut generationenübergreifendes Trauma und Kommunikationsschwierigkeiten, während die jüngere Generation zunehmend Ukrainisch als ihre primäre Sprache wählt.

Als Festival unterstützen wir nicht die russische Sprache, sondern unterstützen wahrhaftige dokumentarische Werke und Kunstwerke, die die Mehrsprachigkeit der Ukraine realistisch darstellen.

Da der Gewinnerfilm als repräsentativ für das Festival angesehen wird, ist diese Entscheidung von einigen als Befürwortung der russischen Sprache interpretiert worden. Wir möchten klarstellen, dass wir als Festival die Entscheidung der Jury nicht beeinflussen oder ändern können. Der Jury gehörten in der Ukraine ansässige Mitglieder an, die führende Dokumentarplattformen der Filmbranche repräsentieren. Zudem nehmen alle großen ukrainischen Filmfestivals – wie Docudays UA, Molodist und das Kyiv International Short Film Festival ebenfalls Filme mit russischer Sprache in ihre Programme auf. In diesem Sinne steht die UFFB nicht außerhalb der breiteren ukrainischen Festivallandschaft, die das ukrainische Kino in seiner Vielfalt gemeinsam repräsentiert.

Wir erkennen jedoch an und bedauern zutiefst, dass während des Festivals kein begleitender Hinweis oder keine kontextualisierte Diskussion angeboten wurde – etwa ein Gespräch mit der Regisseurin oder ein Q&A –, in der die Frage der Sprachauswahl hätte angesprochen werden können. Dies war ein Versäumnis unsererseits, für das wir uns aufrichtig entschuldigen. In Zukunft werden wir sicherstellen, dass solche kontextualisierenden Formate zu einem integralen Bestandteil unserer Festivalpraxis werden.

Für uns bedeutet eine kritische Auseinandersetzung mit Sprache und Kolonialgeschichte nicht, Filme, die Mehrsprachigkeit aufweisen, auszuschließen, sondern ihre kontextualisierte Präsentation sicherzustellen – durch Inhalts-Hinweise, erläuternde Materialien und begleitende Diskussionen. Wir erkennen an, dass dies in diesem Jahr nicht vollständig umgesetzt wurde, und entschuldigen uns erneut aufrichtig.

Die entstandene öffentliche Diskussion nehmen wir zum Anlass, unsere kuratorische Praxis weiterzuentwickeln und Fragen von Sprache, Identität und historischer Verantwortung künftig mit größerer Sensibilität, Transparenz und Reflexion anzugehen.

Team des Ukrainian Film Festival Berlin

3. November, 2025

Festival-Programm 2025

Kurzfilmwettbewerb: Jury 2025

  • Darya Bassel

    Darya Bassel

    Darya Bassel verfügt über einen Hintergrund in TV- und Werbeproduktion. 2011 stieß sie zum Docudays UA IHRDFF, zunächst als Programmerin und später als Leiterin der Branchenplattform. 2013 wurde sie Produzentin und nahm an Eurodoc, Ex Oriente und EAVE teil.

    Zu ihren bemerkenswerten Produktionen zählen OUTSIDE (2022), das Drama BUTTERFLY VISION (2022) sowie das satirische Drama THE EDITORIAL OFFICE (2024). Ihr neuestes Werk, SONGS OF SLOW BURNING EARTH, inszeniert von Olha Zhurba, feierte 2024 in Venedig Premiere und wurde mehrfach ausgezeichnet.

    photo © Hanna Hrabarska

  • Nir Ferber

    Nir Ferber

    Nir Ferber ist Dozent für Filmtheorie und promovierter Filmwissenschaftler. Neben seiner akademischen Arbeit ist er langjähriges Mitglied des Programmkomitees von Docaviv – dem Internationalen Dokumentarfilmfestival in Tel Aviv – sowie Teil des kuratorischen Kollektivs des Jüdischen Filmfestivals Berlin-Brandenburg.

    photo © Nir Ferber

  • Konstanty Kuzma

    Konstanty Kuzma

    Konstanty Kuzma ist Mitbegründer und Mitherausgeber des East European Film Bulletin, eines Online-Journals über das mittel-, ost- und südosteuropäische Kino. Er hat Philosophie in Berlin, Berkeley und München studiert und ist 2024 als Postdoktorand am Institut für Philosophie der Universität Stuttgart eingestiegen.

    Derzeit gibt er ein Buch über Film und urbane Räume in Belarus, Polen und der Ukraine heraus (unter Vertrag bei Routledge) und produziert einen Archivfilm über Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs.

    photo © Sebastian Šimek

Festival Trailer & Teaser 2025